„Jugendpartizipation und innovativen Beteiligungsmodellen in den Kommunen“
Wie kamen Verantwortliche des Fachbereiches Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz - wie kamen wir - auf den Gedanken, zum Semesterstart des Sommersemesters 2024 zu einer Fachtagung mit der sperrigen Bezeichnung
„Jugendpartizipation und innovativen Beteiligungsmodellen in den Kommunen“
einzuladen?
Die Antwort lautet: Käseschnitzel.
Bei einem solchen Käseschnitzel in der Mensa der Hochschule diskutierten wir über die Bachelorarbeit von Anna Frick zu Jugendpartizipationspflichten in den Kommunen in Sachsen-Anhalt und der von Frau Anna Frick in ihrer Arbeit vorgeschlagenen Änderungen des Kommunalverfassungsrechts zur Stärkung der Rechte von Jugendlichen.
Wir sprachen auch über unsere erstellten Gutachten zu dieser wissenschaftlichen Abschlussarbeit; beide hatten wir mit „sehr gut“ bewertet. Und das Käseschnitzel gab Kraft zum Weiterdenken: „Sehr gut“ war es aus unserer Sicht nämlich auch, die Ideen und Vorschläge von Frau Frick zu vertiefen. Und so entwickelten wir den Plan, zu dem so wichtigen Thema „Jugendpartizipation und Stärkung der lokalen Demokratien“ Expertinnen und Experten an die Hochschule einzuladen und im Rahmen einer Tagung gemeinsame Überlegungen mit dem Ziel anzustellen, die Teilhabe von jungen Menschen zu verbessern und damit lokale Demokratien insgesamt zu stärken. Offenkundig ist: Die Krise der repräsentativen Demokratie und der Vertrauensverlust in gewählte Repräsentanten hat die Kommunen längst erreicht. Dies stellt aus unserer Sicht auch eine Gefährdung der kommunalen Selbstverwaltung dar.
Großartig, dass es nicht nur bei der Idee und dem Käseschnitzel geblieben ist. Mit Hilfe und großer Unterstützung des Dekans Thomas Schneidewind und des Dekanatsteams um Corinna Franke und Tim Bruns einigten wir uns auf den Veranstaltungstag, motivierten Referentinnen und Referenten, sammelten Sponsoren und vereinbarten neben der Durchführung der Fachtagung selbst die Herausgabe eines Tagungsbandes zum Thema.
Die Präsenztagung am 13. März war bereichernd und erfolgreich. Warum? Über 120 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nicht nur zugehört, sondern auch Beiträge und Impulse geliefert. Im Rahmen von sechs Workshops wurden Gedanken und Erfahrungen aus Kommunen in Sachsen-Anhalt, Hessen, Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Baden-Württemberg (ein Teilnehmer hatte einen Anreiseweg von über 500 km) zu funktionierenden, innovativen Beteiligungsmodellen für Jugendliche geteilt, diskutiert und zusammengetragen.
Besondere Kraft hatte es, dass nicht nur Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft dabei waren. Vielmehr waren wir im Rahmen der Fachtagung eine Mischung aus Bürgermeistern und Ratsmitgliedern, Studentinnen und Studenten, verantwortliche Kolleginnen und Kollegen aus den kommunalen Verwaltungen (Jugendbereich, Demokratieförderung) sowie Medienvertretern.
Unter Verweis auf den Tagungsband nur eine kurze Übersicht zu den Themen:
· Partizipation von Jugendlichen und Demokratieprinzip
· Jugendpartizipation als freiwillige Aufgabe oder Pflichtaufgabe?
· aktives und passives Wahlrecht für Jugendliche mit 14 Jahren und 16 Jahren?
· Pflichten zur Jugendbeteiligung aus Kommunalverfassungsrecht in den Ländern; Vergleich der landesrechtlichen Regelungen
· „Betroffenheit“ von Jugendlichen – bei welchen kommunalpolitischen Themen sind Jugendliche einzubeziehen?
· Konkrete Vorschläge zur Änderung des KVG in Sachsen-Anhalt, um Teilhabe von Jugendlichen zu verbessern
· Wie ticken Jugendliche eigentlich?
· Was sind Jugendliche? Gibt es DEN Jugendlichen?
· Rolle des Rates bei Jugendbeteiligungsprozessen
· Besondere Herausforderung für Beteiligung: übertragener Wirkungskreis
· Gefahr der Scheindemokratie: Alibi-Funktion von unzulänglichen Teilhabeprozessen
· Besondere Herausforderung von Beteiligungsmodellen im ländlichen Raum?
· Digitalisierung von Teilhabeprozessen
· Partizipation vs. Haushaltskonsolidierung?
· Budgets für Jugendliche
· Kann es Blaupausen bei der Heterogenität der Kommunen geben?
· Rolle von Bildung und Schulen für gelungene Partizipation
· Notwendigkeit von professionellen Strukturen für Partizipationsprozesse: Verbindlichkeit der Strukturen
· Verbindlichkeit der von Jugendlichen erarbeiteten Ergebnisse
· Veränderung von kommunen Gremiensitzungen und Bedeutung der Gremiensitzung für Teilhabe
· Beteiligungskultur in der Verwaltung
· (…..)
Wir sagen ganz herzlich Dankeschön für so viel kluge Gedanken und Beiträge.
Ein besonderer Dank dem Magazin KOMMUNAL., namentlich Christian Ehrhardt und Severin Wagner. Das gilt für die inhaltlichen und die finanziellen Beiträge.
Und diesen besonderen Dank schließen wir gerne Frau Burkhardt, Herrn Ollendorf und Herrn Hennig vom Landeszentrum Jugend und Kommune ein. Auch das Landeszentrum Jugend und Kommune hat wertvolle Inhalte und notwendige finanzielle Beiträge als Partner der Veranstaltung beigetragen.
Wir freuen uns jetzt (die Arbeit geht weiter) auf den Tagungsband, den die Hochschule Harz finanziert. Auch an dieser Stelle hilft Herr Gedeon Winzer bei der Umsetzung, der als studentische Hilfskraft Cheforganisator der Fachtagung war. Ihm gilt großer Dank und Anerkennung.
Namentlicher Dank zuletzt an Herrn Bruns, Mitarbeiter am Fachbereich und auch verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Er hat mit seiner Erfahrung und seinem Engagement eine derartig gelungene Fachtagung überhaupt möglich gemacht.
Wie geht es weiter? Nun, ganz sicher beim Käseschnitzel. Ergebnisse sichern und vertiefen – und an einer nächsten Fachtagung arbeiten.
Oliver Junk und Matthias Wiener
Fachtagung zur Jugendpartizipation und innovativen Beteiligungsmodellen von Jugendlichen in den Kommunen
Hochschule Harz
Fachbereich Verwaltungswissenschaften
Mittwoch, 13.03.2024, 09:00 bis 16:00 Uhr
Domplatz 16, 38820 Halberstadt
Programmablauf
Begrüßung
Prof. Dr. Thomas Schneidewind
Dekan Fachbereich Verwaltungswissenschaften
Professur für Public Management
Anmoderation
Christian Burgart
Stellvertretender Geschäftsführer
Wirtschaftsregion Helmstedt
09:15 – 09:30 Uhr
Keynote: Demokratieprinzip und Partizipation
Prof. Dr. Oliver Junk
Professur für Verwaltungsrecht,
Schwerpunkt Kommunalrecht
09:30 – 10:00 Uhr
Tandem-Keynote: Jugendbeteiligung nach § 80 KVG LSA, Rechtsanalyse, Problemstellung, Lösungsansätze
Matthias Wiener
Hochschuldozent für Öffentliche Finanzwirtschaft und Kommunalrecht
Anna Frick
Alumna FB Verwaltungswissenschaften Hs-Harz
10:30 – 11:00 Uhr
Keynote: Wie Jugendliche ticken und welche Chancen das für die Kommunalpolitik birgt
Christian Erhardt
Chefredakteur Kommunal.
11:00 – 11.30 Uhr
Keynote: Jugendliche Ungeduld und kommunale Gremienarbeit
Jürgen Leindecker
Geschäftsführer a. D. des Städte und GemeindebundesSachsen-Anhalt
Ab 12:00 Uhr
Vertiefung in Workshops
Workshop 1:
Das Jugendparlament – Praxisberichte
Matthias Egert, Bürgermeister der Stadt Zörbig
Jan Henning, Landeszentrum Jugend und Kommune
Workshop 2:
Jugendbeteiligung in Goslar „MachMit!Goslar“
Oliver Kasties
Fachbereichsleiter Zentrale Dienste Stadt Goslar
Workshop 3:
Beteiligungsmethoden und -prozesse nachhaltig in Kommunen verankern
Maria Burkhardt und Benjamin Ollendorf – Landeszentrum Jugend und Kommunen Sachsen-Anhalt
Workshop 4:
„Chancen und Grenzen der Jugendbeteiligung im ländlichen Raum“
Tina Kühn und Jürgen Frenzel
Kreis-Kinder-und Jugendring Mansfeld Südharz
Workshop 5:
„Lokale Demokratie für Jugendliche gestalten“
Christian Höcke
Wissenschaftler, vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.
14:30 – 16:00 Uhr
Vorstellung der Ergebnisse der Workshops
Moderation Christian Burgart
· Matthias Egert
· Oliver Kasties
· Maria Burkhard und Benjamin Ollendorf
· Tina Kühn und Jürgen Frenzel
· Christian Höcke
16:00 – 16:30 Uhr
Ergebnissicherung und Ausblick
Prof. Dr. Oliver Junk und Matthias Wiener
Veranstaltungsende und Zeit für Feedbackgespräche