Das grüne Licht der Hoffnung

Schon mal darüber nachgedacht? Wie viele Lichter brennen auf dem Weihnachtsmarkt in Goslar? Allein der Weihnachtsbaum vor dem Rathaus ist mit 50.000 Lampen geschmückt, die 50 Bäume im Weihnachtswald erstrahlen im Glanz von zigtausenden Lichtern und überall sind Straßen, Plätze und Buden festlich beleuchtet. Diese stimmungsvolle Kulisse kann selbst die heuer kirmestaugliche Bocksbergerweiterung mit Riesenrad und Igluhäuschen nicht zerstören.

Der Elektromeister Peter Hülsmann hat mir jedenfalls erzählt, dass vier Personen über vier Tage damit beschäftigt sind, den Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz zu schmücken und zu beleuchten. Das darf sehr wohl gewürdigt werden.

Energiewende, Energiesparen – ja. Ich bin dabei. Aber so ein Weihnachtsmarkt funktioniert ohne Licht einfach nicht. Das darf auch in diesem Jahr so bleiben.

Aber unter diesen hunderttausenden Lichtern auf dem Weihnachtsmarkt ist ein ganz besonderes Licht. Ein grünes Licht im großen Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz. Haben Sie das schon einmal wahrgenommen und darüber nachgedacht, welche Bedeutung dieses Licht haben könnte? Es hängt jedenfalls auch in diesem Jahr wieder im durch den Borkenkäfer geschädigten Weihnachtsbaum. Aus Hahnenklee soll er in diesem Jahr sein.

Zunächst gehen wir mal ganz weit zurück ins Nachkriegsdeutschland: 

Im Jahre 1955 wurde im Auftrage des Verbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschland e. V. von dem Bildhauer Professor Fritz Teilmann, der selbst eine langjährige Kriegsgefangenschaft überstanden hatte, das Heimkehrerdenkmal „Griff in die Freiheit“ geschaffen.  Diese Figur wurde seiner Zeit zusammen mit einem Glockenturm und der Friedlandglocke auf dem Gelände unterhalb der Kaiserpfalz aufgestellt. Wenn Sie es noch nicht wahrgenommen haben, dann gehen Sie mal vom Parkplatz unterhalb der Kaiserpfalz links an der Pfalzwiese vorbei zur Pfalz. Dann sehen Sie das Heimkehrerdenkmal auf der linken Seite. 

Auf dem Wiesengelände vor der Kaiserpfalz trafen sich jahrzehntelang Tausende ehemaliger Heimkehrer aus ganz Deutschland zum Gedenken in Goslar.

Ihre Demonstrationen hatten bundesweites Echo, und schließlich gelang es Bundeskanzler Adenauer 1955, von der sowjetischen Staatsführung die Freilassung der letzten deutschen Gefangenen aus der russischen Kriegsgefangenschaft zu erreichen.

In diesen 50-iger Jahren bildete sich der Begriff „Heimkehrerstadt Goslar“!

Zeitsprung! 

Es war der Weihnachtsmarkt im Jahre 2006, auf dem der Lions Club Goslar-Kaiserpfalz nach einer Idee des damaligen Lionsfreundes Gerd Spittler und in Abstimmung mit dem damaligen Chef der Marketinggesellschaft GMG, dem jüngst verstorbenen Michael Bitter, erstmals mit dem „Baum der Hilfe“ und seinen 50.000 Lichtern auf dem Goslarer Weihnachtsmarkt vertreten war.

Glühweinverkauf für einen guten Zweck; Geld für soziale Zwecke, wird Jahr für Jahr durch die Lions-Freunde unter dem “Baum der Hilfe” eingesammelt und dann in Goslar im Folgejahr verteilt. Eine schöne Tradition.

Wie so häufig kam es an einem ganz gewöhnlichen Weihnachtsmarkt-Tag mal wieder zu einem der vielen interessanten Gespräche, dieses Mal zwischen einem „alten Goslarer“ und dem „diensthabenden“ Lionsfreund Dr. Uwe Thieme (seinerzeit Ratsvorsitzender und zeitweise auch 2. Bürgermeister), in dessen Verlauf auch über die „Heimkehrerstadt Goslar“ diskutiert wurde. 

In diesem Kontext berichtete der Gast, dass die deutschen Kriegsgefangenen in vielen östlichen Gefangenenlagern ein „grünes Licht“ aufgehängt hätten, das sie als reines Symbol der Hoffnung auf eine Heimkehr in ihre Heimat Deutschland verstanden wissen wollten. 

Diese „grünen Lichter“ hätte die Gefangenen dann auch bei ihrer glücklichen Heimkehr bis nach Friedland begleitet.

Das sei dann auch der Grund dafür gewesen, dass bereits in den 50-iger Jahren ein „Grünes Licht der Hoffnung“ in dem großen Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz in Goslar leuchtete. Leider sei dieses Erinnerungssymbol in den Folgejahren nicht mehr aufgehängt worden und daher in Vergessenheit geraten.

Im Rahmen eines Clubabends wurde dann auf Initiative von Herrn Dr. Uwe Thieme entschieden, in Andenken an Goslar als „Heimkehrerstadt“ den Lichterketten auf dem „Baum der Hilfe“ ab dem nächsten Jahr rein symbolisch wieder ein „Grünes Licht der Hoffnung“ hinzuzufügen.

Eine Geschichte zum „Heimkehrerlicht“, welche vom Lions-Club an mich herangetragen wurde, ist mir in diesem Zusammenhang besonders in Erinnerung geblieben:

Anlässlich eines Adventssamstages, als Marinesoldaten des Patenbootes Oker auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein für den guten Zweck ausschenkten, fragte ein Marinesoldat am Stand des Lions-Clubs nach der Bedeutung des grünen Lichts. 

Nachdem er die Hintergründe erfahren hatte, wurde sein Gesichtsausdruck ernst und sehr nachdenklich und er sagte sinngemäß: „Wir Soldaten der Bundeswehr interpretieren dieses grüne Licht der Hoffnung so, dass wir hoffen, dass all unsere Bundeswehrkameraden, die in vielen Brennpunkten auf der ganzen Welt im Einsatz sind, ebenfalls wohlbehalten und unversehrt in ihre Heimat zurückkehren.“

Dieses Beispiel zeigt, dass ein solches Symbol wie das „Heimkehrerlicht“ auf unserem Goslarer Weihnachtsmarkt für viele Menschen eine individuelle Bedeutung hat. 

Aus diesem Grund freue mich darauf, dass es auch beim diesjährigen Weihnachtsmarkt wieder zu sehen ist. Ich sage Dankeschön den Lions, die diese zwischenzeitlich verlorengegangene Tradition vor über 10 Jahren wiederbegründet haben. 

Und ich sage ganz herzlichen Dank Peter Hülsmann. Obschon jetzt schon eine Weile nicht mehr im Amt des Oberbürgermeisters, hatte er mich auch in diesem Jahr wieder eingeladen, gemeinsam mit ihm die Tradition zu pflegen und das grüne Licht der Hoffnung in den Weihnachtsbaum zu hängen.

Thomas Hülsmann (nicht nur Lions-Freund, sondern auch Eigentümer eines großen Elektrounternehmens in Oker) zeichnet aktuell Jahr für Jahr verantwortlich dafür, dass das “Grüne Licht der Hoffnung” in der “Heimkehrerstadt Goslar” im Weihnachtsbaum auf dem Markplatz installiert wird.

Sein Sohn Peter, im letzten Jahr ausgezeichnet worden mit dem Meistertitel im Elektrohandwerk, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das grüne Licht der Hoffnung auch in diesem Jahr in den Baum zu hängen. Und so wie es gute Tradition in den vergangenen Jahren war, hat er mich auch in diesem Jahr dazu eingeladen. Danke dafür Peter.

Oliver Junk