Der Harzklub lässt sich nicht von Rechtsextremen unterwandern

Bericht zur Jahreshauptversammlung am 13. April in CLZ

Auszüge aus meiner Rede:

(……) Die Krise unserer repräsentativen Demokratie – längst angekommen auf lokaler Ebene, in Ost und West möchte ich unterstreichend anfügen.

Und all diejenigen, die jetzt in Berlin mit großer Begeisterung demokratiebildende Förderprogramme auflegen, sollten sich vielleicht einmal fragen, warum man nicht über Jahre hinweg diejenigen stärker in den Blick genommen hat, die schon immer - gleichsam selbstverständlich - demokratiebildend unterwegs waren.

Deutlicher formuliert:Unterstützung, Begleitung, Wertschätzung der Arbeit der Vereine, das ist hilfreicher als das aufgeregte Ausrollen von Demokratieförderprogrammen.

Mitgliedschaft in Vereinen wirkt als Schule der Demokratie. In Vereinen erlernt man das „Einmaleins“ demokratischen Verhaltens: Inklusion und Integration aller Mitglieder eines lokalen Verbundes, Partizipation. Einübung eines zivilen Miteinanders.

Über die Mitgliedschaft nehmen wir Einfluss auf Gestaltung unseres Vereins, die Satzung (wie letztes Jahr in Thale) und auch die Ausrichtung unserer Verbände wie den Landesverband oder den Bundesverband.

Unsere Ziele, Inhalte und Arbeitsweisen sind immer verhandelbar. Jeder von uns ist - um im Bild des Harzklubs zu bleiben - Wegweiser, stimmt über Wanderrouten ab. Wir hören einander zu, wenn wir am Wegekreuz stehen. Und wie wir den Markierungen im Wald folgen, orientieren wir uns an gemeinsamen Grundsätzen.

Dies bedeutet: Schon die Mitgliedschaft in demokratisch strukturierten Vereinen bedeutet die Bereitschaft, sich demokratisch zu engagieren.

Und der Harzklub – strukturiert in den Zweigvereinen – agiert in der Öffentlichkeit. Das ist gerade nicht Vereinsmeierei und Hinterzimmer.

Damit ist der Verein Bildungs- und Lebensort der Demokratie.  Es sind Vereinsprinzipien, die demokratiebildendes Potenzial haben.

 (…..)

Was man in einem Verein lernt, ist der Demokratie förderlich. Vereine sind unverzichtbarer Bestandteil einer Zivilgesellschaft, ohne die Demokratie nicht überleben kann.

Vereine sind Ausdruck und zugleich Indiz einer demokratischen politischen Kultur und bilden insofern die eigentliche Grundlage der Demokratie.

Unsere Gesellschaft ist umso demokratischer, je mehr Menschen in Vereinen engagiert sind.

Und deshalb brauchen wir, der Harzklub, keine Demokratiebildung, wir sind Demokratiebilder.

(….)

Ergebnis von alldem ist, dass kurzfristigere, spontanere und flexiblere Formen zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation die Bedeutung des traditionellen Vereinswesens nicht übernehmen können.

Und damit ist auch der Harzklub nicht ersetzbar durch Baumpflanzinitiativen oder Klimakleber.

Und weil das so ist, brauchen wir Hilfe bei der Sicherung unserer personellen Ressourcen.

Kritisch angesprochen werden darf, dass die bürokratischen Anforderungen an das Ehrenamt steigen. Die zunehmende Komplexität der Aufgaben hemmt Engagement, insb. in den Vorständen: Ich denke an organisationsinterne Verwaltungsaufgaben, Antrags- und Genehmigungsverfahren bei Ämtern und Behörden, Beantragung und Verwaltung von Fördermitteln, Steuerrecht.

Hinzu kommen zahlreiche Regularien, die es bei Aktivitäten zu beachten sind: Hygiene, Brandschutz, Lebensmittelverordnungen, Minijobregeln, TÜV, Lärm- und Jugendschutzverordnungen etc. etc.

Wir wünschen uns deshalb z. B.

-       Abbau von bürokratischem Aufwand

-       Unterstützung beim Fundraising bei der Beantragung und Verwaltung
von Fördermitteln

-       Verlässliche Ansprechpartner in Politik &Verwaltung

-       Hilfe bei Digitalisierungsprozessen

Und wir sind dankbar darüber, dass diese Wünsche auf offene Ohren stoßen. (….) Wir sind an der Stelle hier im Harz weiter als in vielen anderen Region des Landes:

Wir sind aktuell mit dem Landkreis Göttingen im engen Kontakt, die finanzielle Ausstattung der Zweigvereine im Altkreis Osterode nachhaltig und institutionell zu verbessern, ganz unabhängig von Projektförderungen.

Wir sind Partner des Landkreises Goslar beim Thema Aller.Land.

Und wir sind insbesondere mit Carola Schmidt, dem Regionalverband und damit auch allen Landräten und Landkreises in zielführenden Gesprächen bei der Gründung des neuen Harzverbandes. Über diese neue Struktur sollen finanzielle und personelle Mittel den ehrenamtlichen Strukturen des Harzklubs einfacher zukommen können.

Im Ergebnis also Kooperationen, die Ehrenamt und Vereinsarbeit, die den Harzklub stützen.

Bei allen denkbaren und möglichen Strukturveränderungen werden wir gut aufpassen, dass der Harzklub unser Harzklub bleibt und nicht zu einem Dienstleister verkommt.

Damit würden unseren Prinzipien Mitgliedschaft und Ehrenamt desavouiert. Denn Kunden fragen Leistungen ab und wollen nicht durch eine Mitgliedschaft den Harzklub mitgestalten.

(…..)

Strukturförderungen von Vereinen und dem Harzklub bleiben immer sinnbringender als Projektförderungen.

Es sind Vereine wie der Harzklub, die unsere gesellschaftlichen und demokratischen Strukturen tragen, gerade nicht „Projekte“. Und wir brauchen nicht Projekte und Initiativen je nach politischer Konjunktur: Mehr Partizipation, mehr Nachhaltigkeit, mehr Klimaschutz, gegen Alkohol und Drogen, mehr Mischwald, mehr Tourismus, mehr Wandertourismus usw.

Alles richtig: Aber die Beantragung und Durchführung von Projekten kosten hauptamtliche und ehrenamtliche Kraft, bindet Ressourcen. Und diese Projekte machen an vielen Stellen leistungsfähige und kostenintensive Strukturen überhaupt erst erforderlich.

Ich halte mehr davon, Vereine wie den Harzklub und die ehrenamtlichen Strukturen zu stützen. Sie sind weder altbacken noch starr noch tradiert.

 (……)

Oliver Junk